Holzfassade © Holzbau Oettinger

Der große Holzfassaden-Ratgeber

Von der Unterkonstruktion bis zum Witterungsschutz: Was Sie über Holzfassaden wissen müssen

Der Trend geht zur Holzfassade – und das nicht nur im Holzbau. Auch in konventioneller Bauweise errichtete Häuser zeigen sich von außen immer häufiger im natürlichen Look. Neben einem breiten Spektrum sanfter Farbnuancen überzeugen Holzfassaden dabei auch durch ihre Langlebigkeit. Bei sachgerechter Umsetzung der konstruktiven Vorgaben und dank regelmäßiger Wartung können sie sich sogar als widerstandsfähiger erweisen als eine klassisch verputzte Fassade.

Doch welche Hölzer eignen sich überhaupt für den Fassadenbau? Was gibt es bei der Wahl der passenden Konstruktionsform zu beachten – und welche Pflege benötigt eine hölzerne Hausfassade, um lange schön und stark zu bleiben? Unsere Experten haben die wichtigsten Informationen rund um das Thema Holzfassade für Sie zusammengetragen.

Welches Holz eignet sich für eine Fassade?

Im Fassadenbau kommen sowohl Massivholz als auch Platten aus Holzwerkstoffen zum Einsatz. Je nach verwendetem Holz können Sie dabei nicht nur von der charakteristischen Optik des Baustoffs, sondern auch von regionaler Verfügbarkeit und den damit einhergehenden kurzen Wegen profitieren. Entscheiden Sie sich beispielsweise für Fichte oder Tanne, können Sie Ihr Fassadenholz in nahezu allen Regionen Deutschlands aus regionaler Produktion beziehen. Das senkt nicht nur die Kosten für Einkauf und Transport, sondern trägt auch maßgeblich dazu bei, die ökologische Bilanz Ihrer Fassade zu verbessern.

Insgesamt ist das Holz im Fassadenbau stets nur so stark wie das, was sich darunter verbirgt: Zur Langlebigkeit und Widerstandskraft einer Holzfassade leistet auch die Unterkonstruktion einen enormen Beitrag.

Welche Konstruktionsformen gibt es?

Ist das Holz in der Fassade nicht – wie etwa im Fachwerk – Teil der tragenden Konstruktion, handelt es sich um eine sogenannte vorgehängte Außenwandbekleidung. Diese kann auf drei verschiedene Arten umgesetzt werden: Als belüftete, hinterlüftete oder nicht belüftete Fassade. Welche Form die passende für Ihre Immobilie ist, hängt dabei von den verwendeten Werk- und Baustoffen ab.

Die Belüftung dient dazu, die Fassade vor Feuchtigkeit zu schützen, indem sie Wasser schnellstmöglich wieder abführt. Davon profitiert nicht nur die Fassade, sondern auch die gesamte darunterliegende Konstruktion, denn so stark der Baustoff Holz auch ist: Es sollte nicht langfristig mit Wasser in Kontakt stehen. Das gilt allerdings auch für andere Baustoffe, die im Fassadenbau zum Einsatz kommen – etwa für durchfeuchteten Putz, der sich über kurz oder lang unweigerlich vom Mauerwerk löst.

Um einer dauerhaften Durchfeuchtung vorzubeugen, hat die Holzbaubranche hierzulande allerdings längst Normen und Richtlinien für die Konstruktion zuverlässig trocknender Fassaden erarbeitet. Zeitgemäßer Holzbau verlässt sich dabei auch längst nicht mehr auf Holzschutzmittel. Ganz im Gegenteil: Moderne Holzfassaden verzichten auf Chemie und nutzen stattdessen die Konstruktion selbst für effektiven Witterungsschutz.

Hinterlüftete Fassade

Diese Konstruktionsform ist für Holzfassaden besonders empfehlenswert, da sie die Trockenzeit minimiert. Zu diesem Zweck wird zwischen der tragenden Konstruktion und dem eigentlichen Witterungsschutz ein Lüftungsspalt belassen. Dieser verläuft von der Ober- bis zur Unterkante der Fassade, wobei oben und unten Öffnungen bleiben. Das ermöglicht die sogenannte Hinterströmung, die Luftzirkulation hinter dem Witterungsschutz.

Belüftete Fassade

Auch die belüftete Holzfassade verfügt über einen Lüftungsspalt, öffnet sich im Gegensatz hinterlüfteten Fassade jedoch nur an ihrer Unterkante. Der wichtigste Unterschied zwischen diesen beiden Konstruktionsformen besteht darin, dass die hinterlüftete Fassade die Feuchtigkeit über einen Luftzug abtransportiert, die belüftete Fassade das Kondensat hingegen zum Teil trocknen und zum Teil durch die Belüftungsöffnung entweichen lässt.

Fassade ohne Belüftung

Unbelüftete Fassaden sind im modernen Holzbau eigentlich nur noch in Form von Wärmedämmverbundsystemen zu finden. Dass Altbauten bisweilen aus Holz gefertigte Fassadensysteme ohne Belüftung aufweisen, ist oftmals auf bestimmte Bauauflagen zurückzuführen – etwa auf bestimmte Brandschutzvorgaben. Diese haben allerdings nichts mit dem Baustoff Holz zu tun, sondern mit einer besonderen Eigenschaft belüfteter bzw. hinterlüfteter Fassaden: Im Fall eines Brandes kann das Feuer hier auch hinter die Fassade dringen, was bei unbelüfteten Konstruktionen in dieser Form nicht möglich ist.

Inzwischen ist das allerdings kein Faktor mehr, der Bauherren in Sachen Brandschutzvorgaben Kopfzerbrechen bereiten müsste: Es gibt zuverlässige Maßnahmen, um den Brandüberschlag hinter der Fassade zu verhindern. Dass belüftete und hinterlüftete Fassaden sich dennoch weit größerer Beliebtheit erfreuen als vergleichbare unbelüftete Lösungen, ist daher eher der Tatsache geschuldet, dass diese Fassadenformen sich als robuster und dauerhafter erweisen.

Baulicher Witterungsschutz für Ihre Holzfassade

Unabhängig davon, für welche Konstruktionsform und welches Materialien Sie sich entscheiden, besteht der beste Schutz für Ihre Fassade darin, von vornherein möglichst viel Feuchtigkeit von ihr fernzuhalten. Aus diesem Grund profitieren nicht nur Holzfassaden von starkem baulichem Witterungsschutz. An der Wetterseite eines Hauses kann beispielsweise ein Dachüberstand oder ein strategisch günstig platzierter Balkon große Teile der Fassade schützen, während ein Kiesstreifen oder Gitterrost für Spritzwasserschutz am Boden sorgt. Um möglichst viele dieser Einzelmaßnahmen zu einem starkem Gesamtkonzept zu verbinden, sollte die Entscheidung für oder gegen eine Holzfassade daher möglichst früh in der Planungsphase fallen.

So bewahren Sie die natürliche Schönheit einer Holzfassade

Tragen Sie sich mit dem Gedanken an eine Holzfassade, stellt sich zudem die Frage nach dem damit einhergehenden Pflegeaufwand. Alle unbehandelten Holzfassaden nehmen im Lauf der Zeit einen sanften Graustich an. Bei dieser sogenannten Vergrauung handelt es sich um eine rein optische Veränderung, denn das Holz selbst bewahrt dabei seine Widerstandskraft. Die silbrige Patina kommt auf Hölzern mit kühlen Farbtönen so gut zur Geltung, dass Sie das Holz für Ihre Fassade bereits „vorvergraut“ erwerben können. Haben Sie sich hingegen für einen warmen natürlichen Farbton entschieden, den Sie langfristig erhalten oder gar intensivieren möchten, ist eine entsprechende Schutzbehandlung für die Oberfläche Ihrer Holzfassade unerlässlich.

Der richtige Schutz: Lack oder Lasur?

Sowohl Holzlack als auch Holzlasur bieten Ihrer Holzfassade den Witterungsschutz, den sie benötigt, um lange Jahre schön und stark zu bleiben. Auf welche Schutzbehandlung Ihre Wahl fällt, ist daher vor allem eine Frage der gewünschten Optik – und der Instandhaltung. Eine Lasur kann sowohl die Maserung als auch die charakteristische Farbe des Holzes erhalten, muss aber in etwas kürzeren Abständen erneuert werden als ein Lack. Dieser legt sich in einer durchgehenden Schicht über das Holz und ermöglicht so einen im Vergleich zur Lasur stärkeren Rundum-Schutz, verdeckt aber eben auch die natürliche Holzfarbe und Maserung.

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Wie viel Pflege braucht eine Holzfassade?

In welchen Abständen eine Holzfassade neu gestrichen werden sollte, bestimmt die Witterung. Lasuren sollten im Schnitt etwa alle drei bis fünf Jahre, Lacke etwa alle zehn Jahre erneuert werden. Letztere finden heute allerdings nur noch selten Verwendung. Zum einen ist es zunehmend die natürliche Optik des Baustoffs, die Bauherren von einer Holzfassade überzeugt, und zum anderen erweisen sich Lacke trotz theoretisch längerer Haltbarkeit in der Praxis zumeist als deutlich wartungsintensiver.

Unter Idealbedingungen kann die Lackschicht auf einer Holzfassade bis zu zehn Jahre halten, doch sobald ein Riss im Lack entsteht – und das geschieht infolge der konstanten Belastung durch Wind und Wetter leider recht schnell –, zieht Nässe ins Holz, die nur schwer wieder entweichen kann. Die Folge? Der Lack beginnt abzublättern und schlimmstenfalls nimmt auch das darunterliegende Holz Schaden. Aus diesem Grund sollten Lacke in kurzen, regelmäßigen Abständen auf Schadstellen untersucht werden.

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