Holzbauweisen Wood Me Up © Holzbau Oettinger

Von Block- bis Rahmenbau: Holzbauweisen im Überblick

Die beliebtesten Konstruktionsformen im modernen Holzbau

Wer an Holzbau denkt, hat zumeist das Bild einer rustikalen Blockhütte oder die charakteristische Linienführung einer historischen Fachwerk-Fassade vor Augen. Wie groß der Anteil an Holzbauobjekten tatsächlich ist und auch dass der Anteil der Holzhäuser in Deutschland seit Jahren steigt, bleibt jedoch zumeist verborgen. Denn obwohl Holz in der Fassadengestaltung nicht nur aufgrund seiner Optik, sondern auch aufgrund seiner hohen Funktionalität sehr beliebt ist, werden die meisten Holzhäuser auch außen verputzt. Ihren hölzernen Kern sieht man ihnen zumeist von außen nicht an. Hinzu kommt, dass sich unter den Fassaden keine einheitliche Bauweise verbirgt: Moderner Holzbau hat viele Gesichter. Je nach Projekt und Planung, Budget und Geschmack können ganz unterschiedliche Konstruktionsformen zum Einsatz kommen.

Wir stellen Ihnen die wichtigsten Holzbauweisen im kompakten Überblick vor.

Welche Holzbauweisen gibt es?

Im Holzbau kommen drei grundlegende Konstruktionsformen zur Anwendung:

  • Block- und Holzmassivbau
  • Holzskelettbau
  • Holzrahmen- bzw. Holztafelbau

Diese Bauweisen unterscheiden sich dadurch, wie viel und zu welchem Zweck das Holz eingesetzt wird. Den höchsten Holz-Anteil haben Bauobjekte in Block- oder Holzmassivbauweise. Hierbei bestehen sowohl die Wände als auch Decken aus massivem Holz. Alle anderen Holzbauweisen kombinieren eine tragende Konstruktion aus Holz mit vorgefertigten Wand- und Deckenelementen, die auch aus anderen Baustoffen gefertigt werden können. Wie viel Holz hierbei Verwendung findet und wie die verschiedenen Werkstoffe zusammengefügt werden, bestimmt darüber, ob von Skelettbau oder von Holzrahmenbau- bzw. Holztafelbau die Rede ist.

Den rustikalen Klassiker neu entdecken: Vom Blockbau zur Massivbauweise

Der Blockbau ist die älteste und traditionsreichste Holzbauweise – und eine Konstruktionsform, die oftmals auch gezielt aufgrund der typischen Optik ihrer unverkleideten Fassade gewählt wird. Wände und Decken bestehen im traditionellen Blockhaus aus dicken Bohlen, die nur an den Ecken verbunden sind. Zwar könnte auch die Fassade eines Blockhauses verputzt werden, doch entscheiden sich die meisten Bauherren bewusst für das rustikale Flair der aufgeschichteten Holzbohlen.

Seiner naturbelassenen Optik zum Trotz wird moderner Blockbau denselben Ansprüchen an Energieeffizienz und Wärmedämmung gerecht wie andere Konstruktionsformen auch. Die Bohlen werden zwar noch immer auf traditionelle Art und Weise aufeinandergelegt, doch verlaufen zwischen ihnen nun spezielle Dichtungsbänder, die auch bei winterlicher Kälte die Wärme im Haus und die Feuchtigkeit draußen halten. Außerdem wird das Holz an den Eckpunkten auch besonders stark verbunden, um den Innenraum weiter abzudichten. Da Bauholz heutzutage erst vorgetrocknet und dann verarbeitet wird, verzieht es sich außerdem nicht, wenn es nass wird und dann wieder trocknet. Diese Formstabilität und auch die eingelegten Bänder gewährleisten, dass zwischen den Bohlen im modernen Blockbau keine Lücken entstehen, durch die Wärme entweichen könnte.

Der Holzmassivbau stellt eine Weiterentwicklung des Blockbaus dar. Wände und Decken bestehen auch in dieser Bauweise durchgehend aus Holz. Anstelle großer Bohlen kommt jedoch sogenanntes Brettsperrholz (auch: Brettstapelholz) zum Einsatz. Hierfür werden Bretter oder Bohlen verleimt oder durch Dübel bzw. Nägel miteinander verbunden.

Ähnlich wie im Holztafelbau werden auch für den Holzmassivbau große vorgefertigte Elemente verwendet. Das ermöglicht es auch einem kleinen Team von Zimmerleuten, den Rohbau für ein Holzhaus innerhalb weniger Tage zu errichten. Die Dämmung wird im Holzmassivbau auf die tragenden Elemente aufgebracht. Infolgedessen sind die Stärke der Wand und der Wärmedämmung variabel und können an die individuellen Anforderungen des Bauobjekts angepasst werden.

Der moderne Nachfolger des Fachwerkbaus: Der Holzskelettbau

Der Holzskelettbau steht in der Tradition des Fachwerks. Was diese Konstruktionsform von massiven Holzbauweisen unterscheidet, das klingt bereits im Namen deutlich an: Anstelle des gesamten Hauses wird lediglich das „Skelett“ des Bauobjekts aus Holz gefertigt. Senkrechte Stützen und waagrechte Träger leiten hier die Lasten gleichmäßig ab. Damit das hölzerne Skelett fest steht, wird es ausgesteift, d.h. durch das Einfügen zusätzlicher Rahmen und Streben oder auch durch den Einbau von Wand- und Deckenplatten stabilisiert. Das Gewicht der Konstruktion lastet dabei ausschließlich auf den Stützen, Streben und Trägern, weshalb die Zwischenwände im Innenraum recht frei verteilt werden können. Diese Variabilität in der Gestaltung des Grundrisses ermöglicht offene Raumgestaltungskonzepte mit großflächigen Fensterfronten und auch Glasflächen, wo andere Konstruktionsformen nach stützenden Wänden verlangen würden.

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Maximaler Innenraum und kürzeste Bauzeit: Holzrahmenbau und Holztafelbau

Auch der Holzrahmenbau gilt als eine moderne Weiterentwicklung des Fachwerks, denn auch in dieser Bauweise bestehen alle tragenden Elemente aus Holz. Im Gegensatz zum Holzskelettbau zeichnet sich der Holzrahmenbau jedoch durch seine schneller umsetzbare, vorgefertigte Konstruktion in Modulen aus. Diese kann in zwei Varianten umgesetzt werden. Das sogenannte Balloon-Framing ähnelt am ehesten dem Holzskelettbau, da hierbei die tragenden Elemente über mehrere Etagen aufgebaut und anschließend die Geschossdecken eingelegt werden. Beim sogenannten Platform-Framing wird das Gebäude hingegen Geschoss um Geschoss aufgebaut, sodass auch die tragenden Rahmenkonstruktionen immer nur eine Etage umfassen. Diese modulare Holzbauweise ermöglicht u.a. die effiziente Umsetzung von Anbauten und auch die Aufstockung bestehender Objekte. Im Holzrahmenbau liegt zudem die Dämmung in der Wandebene und wird von beiden Seiten von Holzwerkstoff-Platten eingefasst. Infolgedessen sind auch dünne Wände stark gedämmt – und was Bauherren dadurch an Wanddicke einsparen, das steht als zusätzliche Fläche im Innenraum zur Verfügung. Holzrahmenbau ist daher empfehlenswert, um auch auf geringer Grundfläche den größtmöglichen Raum zu erhalten.

Der Holztafelbau ist gewissermaßen die beschleunigte Form der Holzrahmenbauweise. Auch hier trägt ein Rahmen aus Holzbauteilen das Gebäude, dessen Wände und Decken aus fertigen Platten zusammengesetzt werden. Allerdings werden die einzelnen Bestandteile eines Projekts im Holztafelbau in der Halle sehr weit vorgefertigt. Durch diese Produktionsweise kann ein Großteil der Arbeiten witterungsunabhängig verlaufen. Wenn die vorgefertigten Elemente aus dem Werk zur Baustelle geliefert werden – oftmals sogar inklusive aller Fenster und Türen! – , müssen sie nur noch verbaut werden. Aus diesem Grund eignet sich der Holztafelbau besonders gut für Projekte, die termingenau und mit geringen Personalkosten umgesetzt werden sollen. Für spontane Bauvorhaben eignet sich aber auch diese effizienteste aller Holzbauweisen nur bedingt: Die schlussendliche Montage nimmt zwar nicht viel Zeit in Anspruch, doch muss die Planungsphase im Vorfeld umso intensiver verlaufen, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten .

Keller in Holzbauweise – ja oder nein?

Selbst ein in traditioneller Bauweise errichtetes Blockhaus steht nur selten auf einem hölzernen Keller. Der Grund dafür ist ein durch und durch pragmatischer. Das Erdreich, in dem der Keller liegt, ist – zumindest in unseren Breitengraden – niemals vollkommen trocken. Die Feuchtigkeit aus dem Boden kann Holz innerhalb weniger Jahre so weit zersetzen, dass ein Keller in Holzbauweise auf lange Frist zu gefährlichen Schäden an der Bausubstanz führen würde. Infolgedessen besteht auch der Keller eines Holzhauses gewöhnlich aus Beton oder wird massiv gemauert, um ein starkes Fundament zu gewährleisten.

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