Dachformen Wood Me Up © Pexels / Pixabay

Von Sattel- bis Mansarddach: Dachformen im Überblick

Welche Dachformen gibt es – und welches Dach eignet sich für welche Immobilie?

Die Wahl der richtigen Dachform zählt zu den schwierigsten Entscheidungen, mit denen sich Bauherren konfrontiert sehen. Einerseits soll das Dach ästhetisch ansprechend sein – immerhin beeinflusst es die Optik der gesamten Immobilie maßgeblich. Andererseits gilt es aber auch rein pragmatische Fragen zu beantworten: Was soll das Dach leisten? Muss es bestimmten Witterungsverhältnissen standhalten? Wäre es von Vorteil, unter der Dachfläche zusätzlichen Raum zu schaffen? Möchten Sie eine Photovoltaik- oder Solar-Anlage in Betrieb nehmen?

Wir haben die charakteristischen Vorzüge und Schwachstellen der beliebtesten Dachformen für Sie zusammengefasst.

Der geradlinige Klassiker: Das Satteldach

Wer hierzulande an ein Dach denkt, hat zumeist zwei schräge Dachflächen vor Augen, die auf einen schmalen Sattel in der Mitte der Dachfläche zulaufen. Dieses sogenannte Satteldach ist das meistverwendete Dach der Bundesrepublik. Und das aus gutem Grund: Der schlagende Vorteil dieser Konstruktionsform besteht darin, dass sie keine eindeutigen Nachteile aufweist und sich harmonisch mit nahezu jedem architektonischen Stil kombinieren lässt.

Was das Satteldach zur liebsten Dachform der Deutschen macht

Satteldächer zeichnen sich durch ihre geradlige, funktionale Bauweise aus. Sie erweisen sich nicht nur als kostengünstig, sondern können auch individuell angepasst und ausgebaut werden. So findet unter einem Satteldach bei Bedarf nicht nur ein Dachboden, sondern auch eine Dachwohnung Platz. Aufgrund ihrer schlichten Bauweise können Satteldächer zudem leicht ausgebaut und problemlos an unterschiedlichste Witterungsverhältnisse angepasst werden. In Regionen, in denen mit starkem Schneefall zu rechnen ist, sollten die Dachflächen flacher gestaltet werden, um Dachlawinen zu vermeiden. Ist eher mit Regen als mit Schnee oder mit starken Sturmböen zu rechnen, erweist sich hingegen ein steilerer Winkel als vorteilhaft. Er begünstigt das Abfließen des Niederschlags und bietet Wind eine geringere Angriffsfläche.

Der rustikale Allrounder: Das Walmdach

In seinem grundlegenden Aufbau ähnelt das Walmdach dem Satteldach: Auch hier laufen die Dachflächen angeschrägt auf einen hohen First zu. Anstelle zweier Dachflächen wartet das Walmdach jedoch mit vier auf, sodass das Dach das Gebäude vollständig umschließt. Die Dachflächen eines traditionellen Walmdachs sind dabei gleich groß. Werden zwei große, zur Wetterseite ausgerichtete Schrägen mit verkürzten und steileren Dachflächen an den Giebelseiten kombiniert, handelt es sich um ein sogenanntes Krüppelwalmdach.

Das sind die Vorzüge des Walmdachs

Die vier Dachflächen des Walmdachs eignen sich besonders gut dazu, ein Haus von allen Seiten gegen schädliche Umwelteinflüsse abzusichern. Teils oder vollständig freistehende Häuser, die aus allen Himmelsrichtungen der Witterung ausgesetzt sind, profitieren besonders von diesem zusätzlichen Schutz. In ländlichen Gebieten sowie in Regionen, in denen starke Regenfälle, schneereiche Winter oder starke Herbststürme zu erwarten sind, zählt das Walmdach daher zu den gebräuchlichsten Bauformen.

Was Sie bei der Entscheidung für ein Walmdach bedenken sollten

Der zusätzliche Witterungsschutz für die Bausubstanz schlägt nicht nur mit höheren Materialkosten zu Buche. Dadurch, dass auch an den Giebelseiten Dachschrägen entstehen, bleibt unter einem Walmdach im Vergleich zu einem Satteldach weniger Fläche. Soll unter dem Dach anstelle von Stauraum eine Wohnung entstehen, empfiehlt sich daher das Krüppelwalmdach. Seine verkürzten Giebelflächen sorgen für einen geringeren Anteil an Dachschrägen.

Mediterranes Flair: Das Zeltdach

Das Zeltdach besteht aus vier Dachflächen, die auf eine Spitze zulaufen. In Deutschland zählt es nicht zu den typischen Bauformen für Wohngebäude, sondern ist vor allem auf Kirchtürmen zu entdecken. In der mediterranen Architektur hingegen ist das Zeltdach weit verbreitet und prägt vielerorts maßgeblich das Panorama. In seiner mediterranen Ausprägung ist es zumeist eher flach aufgebaut, was ihm eine edle Optik verleiht. Sind alle vier Dachflächen gleich groß, ist von einem Pyramidendach die Rede.

Das sind die Vorzüge des Zeltdachs

Die Symmetrie des Zeltdachs harmoniert besonders gut quadratischen Grundrissen. Auf diesen lässt es sich auch am einfachsten umsetzen. Grundsätzlich ist das Zeltdach aber auch mit rechteckigen oder sogar runden Gebäuden kompatibel. Unter einem Zeltdach entsteht zwar zumeist kein Raum für einen zusätzlichen Dachboden, doch flache Varianten ermöglichen oft den Bau eines zusätzlichen Geschosses bei gleichbleibender Gesamthöhe der Immobilie. So können Sie unter Einhaltung der Bauvorschriften maximalen Wohnraum schaffen.

Was Sie bei der Entscheidung für ein Zeltdach bedenken sollten

Da diese Dachform einen starken und etwas komplizierteren Unterbau erfordert, steigen mit der Komplexität des Grundrisses auch die Baukosten. Hinzu kommt, dass ein traditionell aufgebautes Zeltdach unter seinen niedrigen Dachschrägen nur sehr wenig Stauraum bietet. Je näher das Dach an der obersten Geschossdecke liegt, desto größeren Wert sollten Sie außerdem auf starke Wärmedämmung legen. Andernfalls kann sich das oberste Stockwerk im Sommer stark aufheizen und im Winter hohe Heizkosten verursachen. Soll die flache mediterrane Bauweise zum Einsatz kommen, sollte zudem geprüft werden, ob die Neigung der Dachflächen genügt, um auch bei starkem Niederschlag zuverlässigen Regenabfluss zu gewährleisten.

Moderne Alternative: Das Flachdach

Die wohl einfachste und auch kostengünstigste Dachkonstruktion ist das Flachdach: Es bildet zugleich die oberste Geschossdecke und das Dach. Je nach Neigung der werden drei Varianten unterschieden:

  • das „echte“ Flachdach mit einer Neigung von ca. 3°
  • das flachgeneigte Dach mit einer Neigung von 3-5°
  • das geneigte Dach mit einer Neigung von mehr als 5°

Bei allen drei Formen entstehen keine großen Dachschrägen, sodass das Flachdach die volle Wohn- oder Lagerfläche im obersten Geschoss erhält. Zudem kann es an jeden beliebigen Grundriss angepasst werden. In unseren Breitengraden war es bislang vor allem eher als Dachform für Schuppen, Garagen usw. denn für Wohngebäude verbreitet, da je nach Neigungswinkel gewissenhafte Wartung und Pflege notwendig sind. Inzwischen erfreut sich das Flachdach aber auch als Dach für Wohnhäuser wachsender Beliebtheit.

Was Sie bei der Entscheidung für ein Flachdach bedenken sollten

Ein vollkommen flaches Dach birgt insofern eine bautechnische Schwachstelle als es Regen nicht abfließen lässt und auch Schnee sich darauf ansammeln kann. Aus diesem Grund müssen Flachdächer mindestens eine Neigung von 2° aufweisen. Zudem muss die Traglast dahingehend kalkuliert werden, dass die Statik auch großer Belastung standhält. Da sich angestautes Wasser bereits durch die kleinste Lücke einen Weg unter das Dach bahnen kann, neigen aber auch leicht angeschrägte Flachdächer zu Wasserschäden. Flachdächer sollten daher grundsätzlich in kurzen Intervallen gewartet werden. In schneereichen Regionen müssen sie zudem bei Bedarf geräumt werden, um zu verhindern, dass sie unter der Schneelast nachgeben.

Die Vorzüge des Flachdachs

Da keine Dachschräge entsteht, kann das oberste Geschoss unter einem Flachdach vollständig genutzt werden. Darüber hinaus besteht die Option, auch die Dachfläche selbst als Wohnraum zu erschließen. Von der Dachterrasse bis zum vollständig begrünten Dachgarten eröffnet ein Flachdach moderne Möglichkeiten für die Raumnutzung – und das nicht nur auf Wohnhäusern. Auch das Flachdach einer Garage, eines Anbaus oder auch eines Industriegebäudes bietet zusätzliche Fläche, die begrünt oder gar zum Sonnendeck ausgebaut werden kann. Allerdings gilt es bei Dachaufbauten aller Art auch zu bedenken, dass diese den Abfluss von Regenwasser behindern oder Photovoltaik-Anlagen durch Schattenwurf in ihrer Effizienz behindern können.

Praktischer Industrial-Look: Pultdach und Sheddach

Pult- und Sheddächer sind in ihrer Konstruktion nah verwandt. Beide entstehen aus dem grundlegenden Aufbau eines Flachdachs. Anstatt (nahezu) eben zu liegen, sind ihre Dachflächen jedoch stark angeschrägt. Sobald ein Flachdach einen Neigungswinkel von zehn oder mehr Grad aufweist, wird es als Pultdach bezeichnet. Werden auf einem großen Gebäude mehrere Pultdächer aneinander gereiht, entsteht eine Optik, die an ein zackiges Sägeblatt erinnert: Das sogenannte Sheddach. Sowohl das Pult- als auch das Sheddach werden vorrangig für Industriegebäude eingesetzt, doch auch als außergewöhnliche Dächer für Wohngebäude erfreuen sie sich zunehmender Beliebtheit.

Die Vorzüge von Pult- und Sheddächern

Der größte Vorteil eines Pultdachs besteht darin, dass Sie seine Neigung individuell anpassen können. Je flacher der Winkel, desto mehr Fläche bleibt im Innenraum erhalten. Aus diesem Grund ist das Pultdach ideal, um den Wohnraum in Anbauten sowie die Lagerfläche in Schuppen, Garagen und Co. zu maximieren. Außerdem eignen sich stark geneigte Pultdächer hervorragend für den Betrieb von Solar- oder Photovoltaik-Anlagen: Sie maximieren die Dachfläche, sodass auf ihnen mehr Paneele montiert werden können als auf anderen Dachformen. Ein besonderer Vorzug des Sheddaches besteht indes darin, dass es mit sogenannten Lichtbändern ausgestattet werden kann. Diese großflächigen Oberlichter ermöglichen es, auch große Industriegebäuden eine von Sonnenlicht durchflutete, offene Optik zu verleihen.

Was Sie bei der Entscheidung für ein Pult- oder Sheddach bedenken sollten

Ähnlich wie auch im Fall des Flachdachs müssen Neigungswinkel und Tragelast eines Pultdaches individuell aufeinander abgestimmt werden. Im Fall eines Sheddachs ist außerdem zu beachten, dass der Wasserabfluss zwischen den einzelnen Dachflächen auch starke Niederschläge ableiten können muss, da das Wasser nur in eine einzige Richtung von den Pulten ablaufen und sich dementsprechend zwischen ihnen sammeln kann.

Das elegante Raumwunder: Das Mansarddach

Charakteristisch für das Mansarddach (auch: Mansardendach) ist sein zweigeteilter Aufbau. Die beiden Dachflächen verlaufen steil und weit in die Höhe, ehe sie einen Knick vollführen und in einem flacheren Winkel auf den First zulaufen. Diese Dachform ist vorrangig in Städten und an historischen Gebäuden zu entdecken. Der Grund dafür besteht sowohl in der eleganten Optik als auch in der kostspieligsten Konstruktion des Mansarddachs: Als Statussymbol erfreute es ab dem 18. Jahrhundert unter wohlhabenden Bürgern und dem städtischen Adel großer Beliebtheit.

Das sind die Vorzüge des Mansarddachs

Ein Mansarddach kann eine Immobilie nicht nur unter ästhetischen Gesichtspunkten aufwerten. Wo immer Häuser dicht an dicht stehen, kann es dazu beitragen, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Da Mansarddächer eher steil verlaufen, entsteht unter ihnen ein großes Dachgeschoss. Insbesondere für Mietshäuser erweist sich diese Dachform daher oftmals als gute Investition, da sie Raum für eine zusätzliche Mietpartei mit sich bringt.

Was Sie bei der Entscheidung für ein Mansarddach bedenken sollten

Mansarddächer werden eher selten eingesetzt. Grund hierfür sind zumeist die Kosten: Der hohe Aufbau und die steilen Winkel erfordern einen vergleichsweise großen Materialeinsatz, umfassende Bauarbeiten und regelmäßige Wartung. Außerdem muss ein Mansarddach stets mit Schneefängern ausgestattet werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Schnee von den Dachflächen rutscht und es so zu gefährlichen Dachlawinen kommt.

Welche Dachform ist die richtige für Ihre Immobilie?

Die ideale Dachform für Ihre Immobilie bietet stets die bestmögliche Kombination aus ästhetischen und funktionalen Eigenschaften. Auf welche Aspekte Sie bei der Auswahl besonders großen Wert legen sollten, ist dabei individuell für jedes Bauprojekt zu bestimmen. In Ihre Überlegung einfließen sollten jedoch stets die folgenden Faktoren:

  • die charakteristische Optik der jeweiligen Dachform
  • Ihre Pläne für die Nutzung des Dachgeschosses und der Dachfläche
  • Ihr Budget
  • die baulichen Vorgaben der Gemeinde
Dachform Nutzungsmöglichkeiten Anpassung an Witterung Kosten
Satteldach Stauraum oder Wohnraum unter dem Dach flach in schneereichen Regionen, steil bei starken Niederschlägen und/oder Wind niedrig bis mittel: kann für Anbauten und nachträgliche Gauben modifiziert werden
Walmdach mehr Stau- bzw. Wohnraum durch Krüppelwalmdach besonders starker Schutz gegen Witterung mittel: höherer Materialeinsatz als beim Satteldach
Zeltdach mediterran: minimaler Stauraum unter dem Dach Neigungswinkel darf hierzulande nicht zu flach sein, um Niederschlag ableiten zu können, benötigt starke Wärmedämmung hoch: benötigt einen starken Unterbau und maximale Wärmedämmung
Flachdach der Raum unter dem Flachdach wird vollständig erhalten, Dachfläche kann zu Terasse, Dachgarten uvm. ausgebaut werden muss im Winter ggf. geräumt werden, eventueller Aus- bzw. Aufbau muss bereits in der Planungsphase berücksichtigt werden mittel bis hoch
Pult- oder Sheddach maximaler Wohn- oder Stauraum, ideal für Solar- oder Photovoltaik-Anlagen effiziente Abflussmöglichkeiten für Regenwasser sind unabdingbar mittel
Mansarddach ideal, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen starker Witterungsschutz benötigt Schneefänger, um Dachlawinen zu verhindern hoch: material- und pflegeintensiv

Welche Dachformen sind von Seiten der Gemeinde vorgegeben? So finden Sie es heraus!

Wie eng oder weit die Grenzen Ihrer Gestaltungsfreiheit in Bezug auf die Dachform gesteckt sind, bestimmt der sogenannte Bebauungsplan. Er gilt für Neubauten ebenso wie für Dachsanierungen und schreibt die maximale Höhe für Dachtraufe und -first sowie bestimmte Dachformen für einzelne Baugebiete vor. Den Bebauungsplan für Ihr Gebiet können Sie gewöhnlich bei der zuständigen Gemeindeverwaltung einsehen. Existiert kein solcher Plan, bedeutet das allerdings nicht, dass Sie Ihr Dach vollkommen frei gestalten dürfen. Wo immer kein Bebauungsplan besteht, müssen Sie sich gemäß §34 des Baugesetzbuchs am Stil der umgebenden Bebauung orientieren, um die Einheitlichkeit des Ortsbilds zu wahren. Satteldächer sind dabei in den meisten Fällen zulässig – was auch einer der Gründe für die weite Verbreitung dieser Form ist. Tendieren Sie zu einer anderen Dachform, sollten Sie unbedingt im Vorfeld abklären, ob Ihre Pläne mit den Vorschriften vereinbar sind.

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