Dachbegrünung Wood Me Up © josefkubes / Adobe Stock

Wie funktioniert eigentlich Dachbegrünung?

So kommen die Pflanzen auf die Dachfläche

Von robuster Bepflanzung, die einmal angelegt und dann sich selbst überlassen wird, bis hin zum einladenden Dachgarten: Ein Gründach eröffnet neue Gestaltungsspielräume – und das längst nicht nur für Flachdächer oder Neubauten. Mit dem richtigen Aufbau und den passenden Pflanzen grünt und blüht es auch auf steilen Dächern. Solange die Statik stimmt, kann die Dachbegrünung sogar nachträglich umgesetzt werden, etwa im Zuge einer umfassenden Dachsanierung.

Aber wie funktioniert das eigentlich: Wie kommen die Pflanzen aufs Dach?

In diesem Artikel zeigen Ihnen die Experten von Wood Me Up, welche Formen von Dachbegrünung es gibt, wie der clevere Aufbau auf der Dachfläche funktioniert und was Bauherren im Vorfeld der Planung bedenken sollten.

Von Gründach bis Dachgarten: Diese Arten von Dachbegrünung gibt es

Ist umgangssprachlich von einem Gründach die Rede, ist meistens extensive Dachbegrünung gemeint. Sie ist eher niedrig, pflegeleicht und orientiert sich in ihrer Gestaltung an Wiesen oder Felslandschaften aus der freien Natur. Da Pflanzen auf dem Dach starkem Wind und Niederschlag ausgesetzt sind, kommen dabei neben Moos und niedrigen Gräsern häufig auch robuste Steingartenpflanzen wie Mauerpfeffer oder Hauswurz zum Einsatz. Extensive Dachbegrünung braucht nur in Ausnahmefällen aktive Pflege: Sie ist so konzipiert, dass sich die Pflanzen auf der Dachfläche selbst erhalten – Wildwuchs ist hier nicht nur erlaubt, sondern Teil des Konzepts.

Im Gegensatz dazu steht die intensive Dachbegrünung. Sie verwandelt die Dachfläche nicht in eine natürliche Landschaft, sondern in einen Garten, den die Hausbewohner auch als Wohnraum unter freiem Himmel nutzen können. Von Blumenbeeten und mehrjährigen Stauden über Gemüse und Obststräucher bis hin zu kleinen Bäumen und einem gepflegten Rasen bieten Dachgärten dabei denselben Gestaltungsspielraum wie ein klassischer Garten. Im Gegensatz zur extensiven Dachbegrünung, die mit dem passenden Aufbau auch auf steilen Dachflächen wächst, ist ein echter Dachgarten allerdings nur auf einem Flachdach oder einem flachgeneigten Dach mit einem Neigungswinkel von maximal 5° möglich.

Wie wird Dachbegrünung umgesetzt?

Damit die Pflanzen auf der Dachfläche grünen und gedeihen können, ohne dass dabei die Dachkonstruktion Schaden nimmt, ist ein komplexer Aufbau erforderlich. Wo bei einem klassisch gedeckten Dach die Ziegel wären, wartet ein Gründach daher mit mehreren Schichten auf, die einerseits das Dach vor Feuchtigkeit und Schäden schützen und andererseits beste Wachstumsbedingungen für die Dachbegrünung schaffen. Zwar kann die Zahl der Schichten je nach Art der Dachbegrünung und auch je nach Hersteller variieren, doch die zentralen sechs Funktionsbereiche eines Gründaches sind immer dieselben.

(1) Eine Dachabdichtung schließt zunächst die Dachkonstruktion nach außen ab. Sie schützt zum einen vor Feuchtigkeit und verhindert zum anderen, dass tief wurzelnde Pflanzen Löcher in die Abdichtung bohren. Darüber liegt (2) eine dicke Schutzschicht. Sie besteht meistens aus mehreren Vliesen oder Gummigranulatmatten, die dazu dienen, die Dachabdichtung vor mechanischen Schäden zu schützen. Diese Schicht ist für Dachgärten besonders wichtig, da sowohl das Betreten der Dachfläche als auch das Aufstellen von Gartenmöbeln eine wiederkehrende mechanische Beanspruchung bedeutet, dem der Dachaufbau zuverlässig standhalten muss.

Regionale Zimmerei für Ihre Dachsanierung finden
  • Geprüfte Handwerksbetriebe
  • Bis zu drei Angebote erhalten
  • Unabhängig, kostenfrei & unverbindlich
Zimmerei finden
Dachdämmung Wood Me Up

Mit der (3) Drainage beginnt dann die Vorbereitung für die Bepflanzung. Diese Schicht leitet überschüssiges Regenwasser von den Pflanzen weg und kann es sogar vorübergehend speichern. Um den Aufbau für die Dachbegrünung so leicht wie möglich zu gestalten, besteht die Drainage meistens aus Kunststoff oder aus ultraleichtem Naturschüttgut wie Lava. Direkt darüber liegt (4) eine Filterschicht. Dieses dünne Vlies stellt sicher, dass Regen und Schmelzwasser keinen Schlamm aus dem Substrat in die Drainage spülen. Sonst wäre die innerhalb kürzester Zeit verstopft und die Substratschicht nach jedem Wolkenbruch ein bisschen dünner. Eine solche Erosion wäre über kurz oder lang extrem problematisch, denn das (5) Substrat bietet der Dachbegrünung festen Halt auf der Dachfläche. Aus diesem Grund kommt hier meistens eine Mischung aus Humus und leichten Mineralien zum Einsatz, die einerseits eine Fülle von Nährstoffen enthält, andererseits aber auch gut die Form hält und selbst bei starkem Niederschlag nicht leicht ins Rutschen gerät.

Sind diese fünf Funktionsbereiche vorbereitet, fehlen nur noch (6) die Pflanzen. Je nachdem, wie das fertige Gründach aussehen soll, können diese entweder speziellen Saatgutmischungen für die Dachbegrünung gezogen oder direkt ins Substrat gepflanzt werden. Für die schnelle, unkomplizierte Umsetzung extensiver Dachbegrünung können Bauherren außerdem auf sogenannte Vegetationsmatten zurückgreifen. Dabei handelt es sich um dünne Matten, die mit kompakten, robusten Sukkulenten-Arten wie Hauswurz bepflanzt und – ähnlich wie Rollrasen – nur noch auf dem Substrat ausgebreitet werden müssen.

Unsere Experten beantworten Ihre offenen Fragen!

Wie hoch wird der Aufbau für die Dachbegrünung insgesamt?

Die Höhe des Aufbaus hängt von der Bepflanzung und dem gewählten System ab. Für ein Gründach mit kleinen, flach wurzelnden Kräutern, Gräsern oder Sukkulenten kann schon ein Aufbau von zwölf bis fünfzehn Zentimetern genügen. Für einen Dachgarten, in dem große Stauden oder vielleicht sogar kleine Büsche und Bäume wachsen sollen, ist allerdings deutlich mehr Substrat und infolgedessen auch eine dickere Drainageschicht erforderlich. In diesem Fall kann der Aufbau schnell zwanzig bis vierzig Zentimeter hoch werden.

Worauf sollten Bauherren bei der Planung eines Gründaches achten?

Da ein Gründach die Optik einer Immobilie stark verändern kann, sollten Interessenten zunächst einen Blick in den Bebauungsplan werfen: Je nach Baugebiet können nämlich nicht nur bestimmte Dachformen, sondern auch einzelne Gestaltungselemente wie die Farbe der Dachziegel oder die Möglichkeit der Dachbegrünung vorgeschrieben sein. Solange sie mit dem Bebauungsplan konform geht, ist extensive Dachbegrünung aber in der Regel genehmigungsfrei. Intensive Dachbegrünung hingegen erweist sich als etwas planungsintensiver, denn für einen Dachgarten müssen dieselben Genehmigungen eingeholt werden wie für eine Dachterrasse. Um hier den Überblick nicht zu verlieren, sollten Bauherren sich möglichst frühzeitig durch den Zimmereifachbetrieb ihres Vertrauens beraten lassen.

Dabei kann auch gleich ein zweiter wichtiger Faktor zur Sprache kommen: Die Tragfähigkeit der Dachkonstruktion – denn die bestimmt darüber, welche Art von Dachbegrünung überhaupt möglich ist. Für Immobilieneigentümer, die ein bestehendes Flachdach ausbauen oder im Rahmen einer umfassenden Dachsanierung auch die Dachbegrünung in Angriff nehmen wollen, empfiehlt sich daher die Beratung durch einen erfahrenen Zimmereibetrieb. Und wer schon heute weiß, dass er die Dachfläche eines Neubaus später begrünen möchte, sollte auch das mit den Experten vor Ort besprechen – denn wenn die Tragfähigkeit von vornherein stimmt, kann der Ausbau zum Gründach später umso entspannter und flexibler erfolgen.

Diesen Artikel teilen