QNG Wood Me Up © KindelMedia / Pexels

Das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude

Was Bauherren über das staatliche Nachhaltigkeitszertifikat für Immobilien wissen sollten

Wer sich in den vergangenen Jahren mit den Förderrichtlinien der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) auseinandergesetzt hat, weiß: Bereits 2021 wurde im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) die sogenannte Nachhaltigkeitsklasse für Effizienzhäuser eingeführt. Wer sie erreichen und sich damit zusätzliche KfW-Fördermittel sichern wollte, brauchte fortan ein staatliches Nachhaltigkeitszertifikat für seine Immobilie: Das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG).

Seit dem Frühjahr 2022 ist das QNG jedoch vom optionalen Zertifikat zu einem der großen Trend-Themen in der Baubranche avanciert. Wer staatliche Fördermittel für energieeffizientes Bauen und Sanieren beantragen möchte, kommt an diesem Nachhaltigkeitszertifikat inzwischen nicht mehr vorbei. Aber warum eigentlich? Welche Vorteile bringt das QNG, wofür brauchen Bauherren es unbedingt – und welchen Standards muss ein Gebäude überhaupt entsprechen, um zertifiziert zu werden?

In diesem Artikel haben die Experten von Wood Me Up die wichtigsten Fragen zum Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude für Sie beantwortet.

Wer braucht das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude?

Grundsätzlich handelt es sich beim QNG um eine freiwillige Zertifizierung: Das Siegel ist bislang weder für die Genehmigung eines Neubauprojekts noch für die energetische Sanierung einer Bestandsimmobilie zwingend notwendig. Seit dem 21. April 2022 ist das QNG jedoch fester Bestandteil der Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) – und daran orientieren sich die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) sowie von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) verwalteten staatlichen Förderlinien für energieeffizientes Bauen und Sanieren.

Für private Bauherren wirkt sich das vor allem auf die KfW-Neubauförderung aus. Seit April 2022 wird der Neubau von Effizienzhäusern 40 nur noch von der KfW gefördert, wenn das betreffende Bauprojekt die Anforderungen der Nachhaltigkeitsklasse (NH-Klasse) erfüllt. Zu den Voraussetzungen dafür zählen u.a. die Bauberatung durch einen Energieexperten und das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude. Da sowohl die Planung nachhaltiger Neubauprojekte als auch die Zertifizierung zusätzliche Kosten bedeuten, können Bauherren, die für einen Neubau das QNG anstreben, dafür inzwischen aber auch gezielte Förderung bei der KfW beantragen.

Welche Voraussetzungen muss ein Gebäude für das QNG erfüllen?

Das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude wird auf Grundlage einer sogenannten Nachhaltigkeitsbewertung vergeben. Neben ökologischen Aspekten wie der Energieeffizienz der Immobilie, ihrem Trinkwasserverbrauch und den Recycling-Möglichkeiten, die mit den verwendeten Baustoffen einhergehen, stehen dabei auch ökonomische und insbesondere soziale Aspekte im Mittelpunkt. Nachhaltiges Bauen bedeutet schließlich nicht nur einen bewussten Umgang mit natürlichen Ressourcen, sondern auch vorausschauende Planung in Bezug auf die Nutzung eines Gebäudes. Aus diesem Grund zählt z.B. ein gewisses Mindestmaß an Barrierefreiheit zu den Voraussetzungen für das QNG.

Grundsätzlich gibt es das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude in zwei Ausführungen. QNG-PLUS ist die Standard-Variante und weist eine Immobilie als überdurchschnittlich nachhaltig aus. QNG-PREMIUM bedeutet hingegen, dass dieses Gebäude deutlich überdurchschnittliche Nachhaltigkeitsmerkmale aufweist. Ob es hinsichtlich der KfW-Neubauförderung auch Vorteile bedeuten könnte, das Siegel QNG-PREMIUM anzustreben, steht derzeit (Stand: November 2022) allerdings noch nicht fest; nach aktuellen Richtlinien genügt für die KfW-Neubauförderung Effizienzhaus 40 die Zertifizierung mit QNG-PLUS.

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Wer vergibt das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude?

Da es sich beim QNG um ein staatliches Qualitätssiegel handelt, gelten für die Zertifizierung strenge Richtlinien. Abhängig vom Gebäudetyp und auch davon, ob die Nachhaltigkeit eines Neubaus oder einer sanierten Bestandsimmobilie bestimmt werden soll, gibt es unterschiedliche Bewertungssysteme. Doch nicht alle Zertifikate für nachhaltiges bzw. energieeffizientes Bauen, die aktuell auf dem Markt verfügbar sind, können auch für das QNG herangezogen werden: Das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude kann ausschließlich für Nachhaltigkeitsbewertungen vergeben werden, die einem bei der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) registrierten System folgen.

Außerdem muss eine speziell für die Vergabe des QNG zugelassene Zertifizierungsstelle überprüfen, ob alle Anforderungen dieses Bewertungssystems erfüllt wurden. Mit Blick auf die Planung entsprechender Bau- und Sanierungsmaßnahmen können sich Bauherren daher zwar von jedem unabhängigen Nachhaltigkeitsberater beraten lassen, doch die schlussendliche Zertifizierung können nur staatlich akkreditierte Experten übernehmen.

Das QNG für Wohngebäude dürfen aktuell die folgenden drei Anbieter vergeben: Das Bau-Institut für Ressourceneffizientes und Nachhaltiges Bauen GmbH (BiRN), die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DBGB) sowie der Verein zur Förderung der Nachhaltigkeit im Wohnungsbau e.V., dessen Qualitätssiegel Nachhaltiger Wohnungsbau (NaWoh) es jetzt auch in der Variante „NaWoh/QNG“ gibt. Auf der offiziellen Website des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen finden Sie außerdem eine Übersicht aller aktuell zugelassenen Bewertungssysteme sowie eine Liste der staatlich anerkannten Zertifizierungsstellen, die das Qualitässiegel Nachhaltiges Bauen für die unterschiedlichen Gebäudetypen ausstellen dürfen.

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So geht es mit dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude weiter

Infolge des unverhofften KfW-Förderstopps im Frühjahr 2022 gerieten die Pläne für die Weiterentwicklung des QNG deutlich durcheinander. Eigentlich sollte erst im Januar 2023 ein neues Förderprogramm des Bundes bestehende Förderlinien ablösen, doch in Anbetracht der weiterhin enormen Zahl an Förderanträgen wurden einzelne Aspekte dieses Programms schon im Sommer 2022 eingeführt – als Übergangslösung. Das hat nun jedoch zur Folge, dass sich in den kommenden Monaten bezüglich des QNG noch einiges ändern wird.

Zum einen wird die Liste der zugelassenen Systeme für die Nachhaltigkeitsprüfung deutlich wachsen. Während für Wohngebäude bereits mehrere Bewertungssysteme zugelassen wurden, kann das QNG bis dato nur für bestimmte Nichtwohngebäude vergeben werden, nämlich für Büro- und Verwaltungsgebäude sowie für sogenannte Bildungsbauten und Unterrichtsräume. Entsprechende Bewertungssysteme für die Nachhaltigkeitszertifizierung weiterer Gebäudetypen werden aber bereits geprüft und sollen so bald wie möglich ihre staatliche Zulassung erhalten.

Zum anderen soll im Frühjahr 2023 das Förderprogramm „Klimafreundliches Bauen“ starten. Da dem Thema Nachhaltigkeit in Zukunft auch in der Bau- und Immobilienbranche größere Bedeutung zukommen soll, soll das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude dabei eine wichtige Rolle spielen. Bekannt ist bislang allerdings nur, dass dafür die Anforderungen, die dem QNG zugrunde liegen, in den kommenden Jahren weiterentwickelt werden sollen. Was das für Neubauprojekte, energetische Sanierungen und insbesondere für die KfW-Förderung konkret bedeutet, wird sich wohl erst im Verlauf des Jahres 2023 konkretisieren.

Wer kann mich zum QNG beraten?

Bei allgemeinen Fragen rund um das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude kann Ihnen der Zimmereibetrieb Ihres Vertrauens weiterhelfen – insbesondere dann, wenn er mit einem Energieberater aus Ihrer Region kooperiert. Falls Sie bereits konkrete Pläne für die freiwillige Zertifizierung mit dem QNG oder für einen Antrag auf KfW-Neubauförderung Effizienzhaus 40 haben, lohnt es sich allerdings, einen professionellen Nachhaltigkeitsberater als Ansprechpartner zu wählen: Seine Expertise ist für Planung und Zertifizierung eines nachhaltigen Gebäudes ohnehin unablässig.

Informationen zu den konkreten Richtlinien für die Nachhaltigkeitsprüfung können Bauherren bei einer für den jeweiligen Gebäudetyp zugelassenen QNG-Zertifizierungsstelle anfordern. Für alle, die sich selbst einen Eindruck vom gesetzlichen Rahmen des staatlich anerkannten Nachhaltigkeitszertifikats verschaffen möchten, stellt das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen auf seiner Website zudem das offizielle QNG-Handbuch zum kostenlosen Download bereit.

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