Zellulosedämmung Wood Me Up © minicel73 / Adobe Stock

Wärmewunder Altpapier: Zellulosedämmung

Herstellung und Verarbeitung, Vorzüge und Schwächen des Trend-Baustoffs Zellulose

Immer mehr Bauherren rund um den Globus setzen auf eine ökologische Bauweise. Entscheidend ist hierfür nicht zuletzt auch die Wahl eines passenden Dämmmaterials. Da synthetische und mineralische Dämmstoffe mit hohem Produktionsaufwand einhergehen und zugleich eine starke Belastung für die Umwelt bedeuten, geht der Trend im Bereich Dämmung zunehmend zu den unter nachhaltigeren Bedingungen produzierten organischen Dämmstoffen. Einer der beliebtesten unter ihnen? Zellulose, der bislang einzige Baustoff, der durch Upcycling aus einem ganz alltäglichen Abfallprodukt entsteht.

So entsteht Zellulosedämmung

Zellulose ist das Material, aus dem die Zellwände von Pflanzen bestehen – ein natürlich nachwachsender Rohstoff also. Die Zellulose, die als Baustoff verwendet wird, wird allerdings nicht aus frischen Pflanzen gewonnen. Was dieses Dämmmaterial so außergewöhnlich macht, ist nämlich die Tatsache, dass es zum Großteil aus einem Abfallprodukt gewonnen wird, das im Alltag in großen Mengen entsteht: Altpapier.

Um Zellulosefasern herzustellen, wird das Papier zerkleinert und anschließend ausgefasert. So entstehen aus den flachen Papierschnipseln voluminöse Flocken. Diese können getrocknet und in Ballen zur Baustelle geliefert werden, um damit eine Einblasdämmung umzusetzen. Die Flocken können aber auch unter Einsatz von Wasserdampf zu Pellets für Schüttdämmungen oder zu Matten und Platten gepresst werden, die sich verarbeiten lassen wie beispielsweise Mineralwolle-Produkte in derselben Form.

Nachhaltigkeit durch Upcycling

Zeitungspapier hat im Allgemeinen eine sehr kurze Nutzungsdauer. Das betrifft insbesondere die sogenannten Remittenden, d.h. die Ausgaben, die gar nicht erst verkauft wurden und denen nichts außer Recycling bevorsteht. Die Verarbeitung dieses Altpapiers zu Zellulosedämmung verlängert seine Nutzungsdauer enorm. Zugleich bleibt der Energieaufwand bei der Herstellung des Dämmstoffs gering: Das Papier ist schließlich schon vorhanden und muss nur noch zu Flocken verarbeitet werden – eine geschickte Form des Upcyclings, die Müll in eine wertvolle Ressource verwandelt.

Hinzu kommt, dass Zellulose nach dem Abriss eines damit gedämmten Gebäudes auch zur Dämmung eines anderen Bauobjekts weiterverwendet werden kann. Obwohl sie problemlos deponiert werden kann, ist allerdings auch Zellulosedämmung nicht biologisch abbaubar. Grund dafür ist die Imprägnierung, die dem Papier stärkere Resistenz gegenüber Schimmel und vor allem Feuer verleiht.

Zellulosedämmung ohne Borsalz

Im Vergleich zu den unbrennbaren mineralischen oder den zumeist nur schwer entflammbaren synthetischen Dämmstoffen verfügt Zellulosedämmung über nur geringe natürliche Brandschutzeigenschaften. Um Brandschutzklasse B2 (normal entflammbar) zu erreichen, bedarf es daher spezieller Additive. Lange Zeit kamen hierfür geringe Mengen von Borsalzen zum Einsatz, Dosierungen, die in ihrer Konzentration zumeist deutlich unter den gesetzlichen Vorgaben liegen. Heutzutage stellen Mineralsalze jedoch längst nicht mehr das einzige Mittel dar, um die Brandschutzqualitäten des Dämmstoffs zu verbessern. Bauherren, die Wert auf möglichst „grüne“ Baustoffe legen, können auch auf vollständig borsalzfreie Zellulose zurückgreifen: Zahlreiche Hersteller bieten inzwischen Zellulosedämmung an, die nicht mit Metall, sondern beispielsweise mit Harzen oder Tonerde versetzt wird.

Wie und wo wird Zellulosedämmung eingebaut?

Zellulose ist ein vielseitiger Dämmstoff: Aufgrund des hohen Volumens der Flocken ist sie nicht nur zur Wärmedämmung geeignet, sondern verfügt u.a. auch über starke schalldämpfende Eigenschaften. Aus diesem Grund kommt sie häufig zur Dämmung von Wänden und Decken zum Einsatz. Im modernen Holzbau kann Zellulosedämmung in sämtlichen Bauteilen Verwendung finden. Besonderer Beliebtheit erfreut sie sich im Holztafelbau: Hier können Dämmstoffe bereits im Werk in die vorgefertigten Bauteile eingefügt werden – was die Umsetzung des Projekts deutlich beschleunigt, da die bereits gedämmten Teile nur noch transportiert und montiert werden müssen.

Da sie im Grunde aus Papier besteht, eignet sich Zellulosedämmung hingegen nicht für die Anwendung in Bereichen, in denen der Dämmstoff mit Wasser in Kontakt kommen könnte. Das ist allerdings keine spezielle Eigenschaft der Zellulose, sondern trifft auf alle organischen Dämmmaterialien zu. Für Kerndämmung, Keller und ähnliche Anwendungsbereiche sollten Bauherren daher auf andere Baustoffe zurückgreifen. Gewöhnlich wird Zellulose daher mit Mineralwolle oder synthetischen Dämmstoffen kombiniert, um alle Bereiche eines Hauses je nach Beanspruchung angemessen zu dämmen.

Was kostet Zellulosedämmung?

Im Vergleich zu mineralischen oder synthetischen Dämmstoffen erweisen sich organische Materialien zwar teils ein wenig kostenintensiver, doch dass Zellulose zu den beliebtesten organischen Dämmstoffen zählt, liegt nicht zuletzt auch daran, dass es sich um einen der günstigsten nachwachsenden Baustoffe handelt. Besonders kostengünstig sind dabei die losen Flocken für die Einblasdämmung, da sie den geringsten Produktionsaufwand mit sich bringen. Allerdings sind für die Verarbeitung der Flocken spezielle Einblasmaschinen erforderlich, die – sofern nicht ein entsprechend ausgerüsteter Fachbetrieb mit der Umsetzung betraut wird – angemietet werden müssen.

Zugleich bietet die Einblasdämmung aber auch Sparpotential in Bezug auf die notwendigen Materialmengen. Die Flocken können mit Luftdruck in jeden Hohlraum innerhalb eines Gebäudes eingeblasen werden – und zwar in gleichmäßiger Dichte, ganz unabhängig von der Form des fraglichen Hohlraums. Wird das Volumen der Hohlräume im Vorfeld der Dämmarbeiten ausgemessen bzw. berechnet, bleibt der Materialverschnitt minimal.

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Welche Förderungen und Zuschüsse gibt es?

Verbessert sie die Energieeffizienz einer Bestandsimmobilie, kann Dachdämmung aus Zellulose durch Fördermittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unterstützt werden. Für eine nach Maßgaben der KfW durchgeführte energetische Sanierung älterer Wohnhäuser zum Energieeffizienzhaus stehen sowohl günstig verzinste Kredite als auch Tilgungszuschüsse und sogar Investitionszuschüsse zur Verfügung. Der Antrag auf Förderung muss jedoch vor Beginn der Sanierungsarbeiten gestellt werden.

Beratung und Unterstützung für Ihre Dachdämmung

Die Energie-Einsparverordnung (EnEV) verpflichtet Hauseigentümer in Deutschland dazu, die Dächer bzw. die obersten Geschossdecken ihrer Immobilien so zu dämmen, dass der Wärmedurchlasskoeffizient unter 0,24 W/(m²K) liegt. Diesen Dämmwert können Sie problemlos mit Zellulosedämmung erreichen, doch – wie bei allen anderen Dämmstoffen auch – ist hierfür die fachmännische Verarbeitung unerlässlich. Die beste Unterstützung bei Planung und Umsetzung Ihrer Zellulosedämmung bietet Ihnen daher ein Zimmereifachbetrieb aus Ihrer Region, der nicht nur mit den Materialeigenschaften, sondern auch mit den Vorgaben der EnEV bestens vertraut ist. Indem Sie die Dämmarbeiten in die Hände eines qualifizierten Fachbetriebs geben, ermöglichen Sie außerdem die Förderung Ihres Projekts durch die KfW.

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