WDVS Wood Me Up © Beck Holzbau

Dämmstarke Fassaden

So funktionieren Wärmedämmverbundsysteme

Wussten Sie, dass über eine unzureichend gedämmte Fassade bis zu 25 Prozent der Heizungswärme verloren gehen können? Aus genau diesem Grund haben immer mehr Hauswände in Deutschland ein cleveres Geheimnis: Hinter ihrem Putz versteckt sich ein sogenanntes Wärmedämmverbundsystem (WDVS). Für diese besondere Form der Fassadengestaltung werden die Außenwände einer Immobilie erst gedämmt, bevor sie verputzt werden.

Wie das funktionieren kann?

Die Experten von Wood Me Up zeigen es Ihnen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Wärmedämmverbundsysteme aufgebaut sind und welche Vorteile sie bieten – sowohl in bauphysikalischer als auch in finanzieller Hinsicht.

Die Fassade, die mehr kann – die Erfolgsgeschichte der Wärmedämmverbundsysteme

Wärmedämmverbundsysteme sind ein vergleichsweise junges Produkt: Das allererste WDVS wurde erst 1957 angebracht. Zu diesem Zeitpunkt galt sich der Malermeister aus Berlin, der sein Haus mit dieser neuartigen Form der Außendämmung ausstattete, vermutlich noch als Exot, denn Mitte des 20. Jahrhunderts spielte die bewusste Reduktion des Energieverbrauchs beim Hausbau keine große Rolle. Das sollte sich knapp fünfzehn Jahre später jedoch schlagartig ändern, denn dass steigende Energiepreise auch in der Baubranche zu einem stärkeren Fokus auf mögliche Energiesparmaßnahmen führen, ist kein neues Phänomen.

Bereits während der Ölkrise 1973/74 stiegen die Energiekosten rasant. Wer seine Immobilie nicht ausreichend gedämmt hatte, sah sich nun mit einem ebenso rasanten Anstieg seiner Heizkosten konfrontiert. Schon wenige Jahre später trat in Deutschland außerdem die Wärmeschutzverordnung in Kraft – gewissermaßen das erste Vorläufergesetz der heutigen Energieeinsparverordnung (EnEV) –, die klare Grenzwerte für die Wärmedämmung an Immobilien vorschrieb. Da schwach gedämmte Außenwände einen Großteil des Wärmeverlustes ausmachen, hatten nachträglich angebrachte Wärmedämmung an der Gebäudehülle ab sofort Hochkonjunktur. Und die zuvor nur sporadisch eingesetzten Wärmedämmverbundsysteme wurden fast über Nacht zum großen Hit.

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Wie ist ein Wärmedämmverbundsystem aufgebaut?

Hinter der verputzten Fassade des WDVS versteckt sich ein ausgeklügeltes Konzept, das mit vier exakt aufeinander abgestimmten Funktionsschichten für zusätzliche Wärmedämmung an der Gebäudehülle sorgt. Auf das Mauerwerk wird hierfür zunächst ein Befestigungssystem für die Dämmschicht angebracht. Je nach Hersteller und Modell kann ein WDVS sowohl aufgeklebt als auch mit Dübeln im Mauerwerk verankert oder auf Schienen angebracht werden.

Auf dieser untersten Trägerschicht liegt die eigentlicheWärmedämmung. Als Wärmedämmverbundsysteme in den 1950er Jahren erstmals aufkamen, erfreuten sich synthetische Dämmstoffe wie Polystyrol besonders großer Beliebtheit – meistens in Form von Platten, die schnell und kostengünstig an der Gebäudehülle angebracht werden können. Die Nachfrage nach WDVS mit synthetischen Dämmstoffen sinkt jedoch schon seit Jahren kontinuierlich.

 

Stattdessen werden Wärmedämmverbundsysteme immer häufiger mit organischen Dämmstoffen wie Holzfaser, Kork oder Hanf und sogar mit Zellulosedämmung umgesetzt, die eine weit bessere CO2-Bilanz bei unverminderter Wärmedämmung bieten. Auf den Komfort der schnell montierten Dämmstoffplatten müssen Bauherren dabei übrigens nicht verzichten: Auch diese sind in nachhaltigen Varianten verfügbar, etwa in Form von Holzweichfaserplatten.

Ist die Wärmedämmung sicher an der Außenwand montiert, wird darüber eine sogenannte Armierungsschicht angebracht. Sie besteht aus einem Mörtel oder Unterputz, in den ein Gewebe aus Glasfaser eingearbeitet wird. Diese Funktionsschicht ist charakteristisch für Wärmedämmverbundsysteme und dient dazu, zwei Risiken zu vermeiden, die mit der Abfolge der Schichten innerhalb der Fassade einhergehen.

Zum einen sorgt die Armierungsschicht dafür, dass sich die gedämmten Außenwände eines Hauses mit WDVS auch bei starker Sonneneinstrahlung nicht allzu stark erwärmen – denn wenn das passiert, besteht ein gewisses Risiko, dass sich der Außenputz stärker ausdehnt als die Trägerschicht und infolgedessen aufplatzt. Zum anderen bietet eine starke Armierungsschicht die zusätzliche Stabilität, die es braucht, um weiche Dämmstoffe – die übrigens in Sachen Schallschutz auch bei Wärmedämmverbundystemen große Vorteile bieten – sicher zu verputzen.

Im vierten und letzten Schritt folgt schließlich der Außenputz inklusive eines Anstrichs.

Welche Vorteile hat ein Wärmedämmverbundsystem?

Ein professionell umgesetztes Wärmedämmverbundsystem birgt drei große Vorteile. Erstens bietet es zusätzliche Wärmedämmung, die auch im Rahmen einer energetischen Sanierung nachträglich angebracht werden kann. Das erweist sich vor allem dann als Vorteil, wenn die Fassade einer Bestandsimmobilie saniert werden muss. Sind mehr als 10 Prozent der Fassade von den Sanierungsarbeiten betroffen, gelten die Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEVN) – und das bedeutet oft einen Ausbau der Wärmedämmung. In einem solchen Fall kann ein Wärmedämmverbundsystem zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, da es die ohnehin geplanten Fassadenarbeiten mit der energetischen Sanierung der Gebäudehülle verbindet, ohne zusätzliche Baustellen am oder im Haus nach sich zu ziehen.

Der zweite große Vorteil des Wärmedämmverbundsystems besteht darin, dass es eine ebenso dämmstarke wie dünne Lösung darstellt. Zwar variiert die ideale Stärke der Dämmschicht je nach Material und angepeiltem Dämmwert, doch insgesamt fallen moderne WDVS zumeist erstaunlich dünn aus. Das macht sie zu idealen Kombinationspartnern für dünne Wände, wie sie etwa im Holzrahmenbau an der Tagesordnung sind, denn so können Bauherren einerseits die Vorgaben der EnEV einhalten, andererseits aber auch das meiste aus dem Grundriss ihrer Immobilie machen.

Als dritter großer Vorteil sind zudem die Förderprogramme für energieeffizientes Bauen und Sanieren zu nennen, über die Bund und Länder den Einsatz von WDVS unterstützen. Sowohl die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) als auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördern den Einbau von Wärmedämmverbundsystemen, etwa im Rahmen der KfW-Neubauförderung Effizienzhaus 40 oder als Einzelmaßnahme zur energetischen Sanierung von Bestandsimmobilien.

Wann lohnt es sich, über ein Wärmedämmverbundsystem nachzudenken?

Da ein WDVS einen großen Beitrag zur Wärmedämmung einer Immobilie leistet, kann diese Form der Fassadengestaltung sowohl für Neubauprojekte als auch im Rahmen der energetischen Sanierung großen Mehrwert bieten. Außerdem sind Wärmedämmverbundsysteme mit Häusern in klassischer Massivbauweise genauso kompatibel wie mit modernem Holzbau – weshalb es im Grunde kein Bau- oder Sanierungsprojekt gibt, bei dem es sich nicht lohnt, zumindest einmal gründlich durchzukalkulieren, ob das mit einem WDV erzielte Plus an Wärmedämmung die Nebenkosten nicht deutlich senken könnte.

Bei Bestandsimmobilien, die bereits mit einem Wärmedämmverbundsystem ausgestattet sind, besteht darüber hinaus die Option einer Aufdopplung. Für diese Form der energetischen Sanierung an der Gebäudehülle werden veraltete WDVS, die inzwischen nicht mehr den Anforderungen der EnEV entsprechen, zur Basis für eine neue, stärkere Wärmedämmung an der Außenwand.

Dafür werden zunächst nur der Außenputz und die Armierungsschicht abgetragen, sodass ein Zimmermann den Zustand der Wärmedämmung in Augenschein nehmen kann. Wenn die bestehende Dämmung in gutem Zustand ist und weiterhin fest an der Wand sitzt, wird darüber eine weitere Schicht Dämmmaterial angebracht – und schon kann das Wärmedämmverbundsystem mit einer neuen Armierungsschicht und frischem Außenputz wieder vervollständigt werden.

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Zimmerer, Maler oder Stuckateuer: Welche Handwerker setzen WDVS um?

Die sachgerechte Montage eines Wärmedämmverbundsystems ist ein Gemeinschaftsprojekt, an dem unterschiedliche Gewerke mitwirken. Die Montage der Befestigungen als auch das Anbringen der eigentlichen Wärmedämmung sollte dabei stets ein Zimmereifachbetrieb übernehmen: So ist sichergestellt, dass die tragenden Schichten fest sitzen und das Dämmmaterial seine volle Wirkung entfalten kann. Sobald es an die Armierungsschicht, den Außenputz und den abschließenden Fassadenanstrich geht, sind jedoch Maler und Stuckateure gefragt.

Da gute Kommunikation zwischen den verschiedenen Gewerken für den reibungslosen Ablauf der Arbeitsschritte und auch für die Abstimmung der einzelnen Materialien innerhalb des WDV unerlässlich ist, empfehlen wir Ihnen, zunächst die Holzbau-Experten Ihres Vertrauens auf das Thema anzusprechen. Viele Zimmereien, die Wärmedämmverbundsysteme anbieten, pflegen feste Kooperationen mit Unternehmen aus dem Maler- und Stuckateurhandwerk. Und selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, kann ein regionaler Zimmereibetrieb Ihnen zumeist einen Betrieb aus Ihrer Nähe empfehlen, der sich als Partner für dieses Projekt eignen könnte.

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