Energieeffizientes Wohnen Wood Me Up © Shooting bei Holzbau Göser

Energieeffizientes Wohnen: Was Holzhäuser so attraktiv macht

Ein Experteninterview von Wood Me Up

Wussten Sie, dass 21,3 % aller Neubauten im Bereich Wohnimmobilien, die 2022 genehmigt wurden, in Holzbauweise errichtet werden sollen? Laut Zahlen des statistischen Bundesamts liegt Baden-Württemberg in Sachen Holzbau sogar an der bundesweiten Spitze: Fast jedes dritte neue Wohnhaus (32,4 %) in „The Länd“ wird derzeit ein Holzhaus. Noch vor wenigen Jahrzehnten wären Zahlen wie diese jedoch kaum vorstellbar gewesen, denn vor allem das Wohnklima von Holzhäusern, das inzwischen als eines der stärksten Argumente für eine Immobilie in Holzbauweise gilt, hatte lange einen denkbar schlechten Ruf.

Aber was ist seitdem passiert? Wie konnte sich der Holzbau vom Geheimtipp zum zukunftsweisenden Trend in der Baubranche wandeln und was macht Holzhäuser heutzutage so attraktiv? Wir haben uns mit einem Experten darüber unterhalten.

Wolfgang Schäfer ist seit dreißig Jahren für den Zimmerverband Baden-Württemberg tätig. Als ausgebildeter Bauphysiker beschäftigt er sich mit Themen wie Brand-, Schall- und Holzschutz – und mit der Energieeffizienz von Holzhäusern. Im Interview mit Wood Me Up erklärt er, warum die starke Wärmedämmung in Holzhäusern einer der ausschlaggebenden Faktoren für die Trendwende in der Baubranche war und welches typische Altbau-Problem sich im modernen Holzbau besonders leicht vermeiden lässt.

Herr Schäfer, als Sie in den 1990er Jahren zum Zimmerverband Baden-Württemberg kamen, hatte der Holzbau noch ein ganz anderes Image als heute …

Das können Sie laut sagen! (lacht) „Beim Wärmeschutz liegt der Holzbau im Vergleich zu anderen Bauweisen vorn“, hieß es damals gern, „aber der Rest ist nicht so toll.“ Holzhäusern wurde ein sogenanntes Barackenklima unterstellt: Im Winter zugig und im Sommer viel zu heiß. Dieses Vorurteil ist inzwischen aber zum Glück passé, weil seitdem viele Eigentümer und Mieter ausgesprochen gute Erfahrungen mit dem Wohnklima von Holzhäusern gemacht haben.

Im Vergleich zu einer Immobilie in Massivbauweise heizt sich zwar ein Holzhaus in Leichtbauweise tatsächlich schneller auf – aber eben nur, wenn es nicht ausreichend gedämmt ist. Und das gibt es bei Neubauten heutzutage gar nicht mehr. Anstelle leichter Dämmmaterialien wie Hartschaum oder Glaswolle, wie sie früher üblich waren und die auch nur spärlich eingesetzt wurden, kombinieren wir im Holzbau die Leichtbauweise jetzt mit dicken, schweren Dämmstoffpaketen, z. B. aus Holzfasern oder Zellulose. Werden diese Dämmmaterialien an den richtigen Positionen in der passenden Stärke eingebracht, kann kein Barackenklima aufkommen. Ganz im Gegenteil: Ein modernes Holzhaus bleibt im Winter warm und im Sommer lange kühl.

Das ist übrigens auch einer der Gründe dafür, dass auch die ersten Passivhäuser in Holzbauweise umgesetzt wurden. Als die aufkamen, war nachhaltiges Bauen noch kein großes Thema, aber mit einer dämmstarken Immobilie fällt natürlich auch das Energiesparen deutlich leichter – und weil das bekanntlich die Nebenkosten senkt, galten Passivhäuser schon früh als besonders attraktiv. Für solche Projekte war Holzbau natürlich ideal, weil er uns erlaubt, sehr viel Dämmmaterial in die Konstruktion einzubringen, ohne dass dadurch die Wände und Decken deutlich dicker ausfallen.

Gerade die Energieeffizienz von Holzhäusern hat heute einen ausgesprochen guten Ruf. Was macht im Vergleich zu anderen Bauweisen den großen Unterschied?

Ich denke, da kommen zwei Vorteile des Holzbaus zusammen. Zum einen profitieren Holzhäuser in Sachen Energieeffizienz von den natürlichen Eigenschaften des Baustoffs, denn im Gegensatz zu Beton oder Stahl ist ja schon das Holz selbst ein starkes Dämmmaterial. Die Wärmeleitfähigkeit von Holzbauteilen liegt mindestens ein Drittel – je nach Objekt manchmal sogar knapp fast 50 Prozent – unter der Wärmeleitfähigkeit einer vergleichbaren gemauerten Konstruktion. Kombinieren wir diese ohnehin dämmstarken Holzbauteile dann noch mit einer starken Wärmedämmung, spielt das fertige Gebäude gleich in einer ganz anderen Liga.

Zum anderen wissen Zimmerei-Experten, wie wichtig ein starkes Dach für die Energieeffizienz eines Gebäudes ist. Warme Luft steigt bekanntlich nach oben – deshalb kommt allen Bauteilen, die eine Immobilie nach oben abschließen, bei der Wärmedämmung eine besondere Rolle zu. Gleichzeitig müssen wir aber bedenken, dass wir es mit einer Warmluft-Strömung zu tun haben. Das bedeutet, dass eine dicke Dämmschicht allein die Wärme nicht im Haus hält: Die Konstruktion muss auch dicht sein, denn sonst sucht sich die warme Luft einfach einen anderen Weg nach draußen.

Wie wichtig die Luftdichtheit für die Energieeffizienz einer Immobilie ist, merkt man bei vielen Altbauten sehr schnell, denn je älter das Gebäude, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass am Übergang zwischen Wänden und Dach nicht nur die Wärme entweicht, sondern bei Wind regelrecht die kalte Außenluft durchpfeift.

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Warum sind undichte Übergänge zwischen Wänden und Dach ein typisches Altbau-Problem?

Das liegt daran, dass es sich bei den meisten Bestandsimmobilien in Deutschland um sogenannten Hybridbau handelt: Unten haben wir es mit einer gemauerten Konstruktion zu tun, aber die Dachkonstruktion ist aus Holz. Wo diese unterschiedlichen Bauweisen aufeinandertreffen, geht oft eine ganze Menge Wärmeenergie verloren. Teils ist das Wärmebrücken geschuldet, aber viele Altbauten haben an diesen Stellen auch regelrechte Lücken, an denen es im Winter kalt durchzieht.

Das ist allerdings kein Schaden, der im Lauf der Zeit entsteht, sondern ein Konstruktionsfehler. Als diese Häuser gebaut wurden, wurde bei der Wärmedämmung längst nicht so akribisch gearbeitet, wie man es heute tun würde, da Energieeffizienz noch keine große Rolle gespielt hat. Ökologie war damals ein untergeordnetes Thema und weil die Preise für Öl und Gas über Jahrzehnte hinweg niedrig waren, hat es auch entsprechend lange niemanden gestört, wenn über undichte Stellen am Dach Wärme entweichen konnte.

Infolgedessen versteckt sich bei Altbauten an genau diesen Stellen oft großes Sparpotenzial. Wenn das Dach ohnehin in absehbarer Zukunft neu gemacht werden muss, kann es sich lohnen, gleich eine umfassende energetische Sanierung am Dach anzusetzen – sowohl unter ökologischen Gesichtspunkten als auch mit Blick auf die Nebenkosten.

Unsere Experten beantworten Ihre offenen Fragen!

Wie wird diese Schwachstelle in der Wärmedämmung bei Neubauprojekten heutzutage ausgeglichen? Gibt es diesbezüglich Unterschiede zwischen Hybridbau und Holzbau?

Im Hybridbau lässt sich das Problem als solches nicht vermeiden. Am Übergang zwischen einer gemauerten Konstruktion und einer Dachkonstruktion aus Holz können nun einmal sehr leicht Wärmebrücken entstehen. Im Gegensatz zu früher ist heute aber das Problembewusstsein viel stärker ausgeprägt. Deshalb werden potenzielle Schwachstellen wie diese schon in der Planung berücksichtigt und z.B. durch eine starke Überdämmung von Betonriegeln ausgeglichen. Unklar bleibt häufig aber, welches Gewerk die notwendigen Anschlussarbeiten durchführt.

Im Holzbau sieht die Sache anders aus – denn der hat in diesem Punkt einen klaren Vorteil: Wenn man die gesamte Immobilie in Holzbauweise durchplanen kann, gibt es schließlich auch diesen Übergang am Dach nicht. Für die Energieeffizienz eines Holzhauses ist es ein großes Plus, dass sich nicht erst unterschiedliche Gewerke zusammentun müssen, um zu klären, wie man den Übergang zwischen Baustoffen mit unterschiedlicher Wärmeleitfähigkeit im konkreten Einzelfall darstellt bzw. luftdicht bekommt.

Das soll allerdings nicht bedeuten, dass es in einem Holzhaus keine Wärmebrücken geben kann. Selbst wenn wir das ganze Haus in ein- und derselben Bauweise durchplanen können, gibt es schließlich immer irgendwo Stellen, an denen Bauteile aufeinander treffen. Rund um Fenster und Türen oder überall dort, wo z.B. eine Loggia, ein Balkon oder ein Kamin ansetzen, ist daher auch bei einem Holzhaus intelligente Detailplanung gefordert.

Der moderne Holzbau hat aber viele Möglichkeiten, um mit solchen Herausforderungen umzugehen. Wenn es um die Energieeffizienz von Holzhäusern geht, dreht sich meist alles um den Wärmeschutz – aber der umfasst ja nicht nur die Dämmmaterialien, die in Wände und Decken eingebracht werden. In einem modernen Holzhaus verstecken sich beispielsweise auch viele Meter High-Tech-Dichtband, die etwa die Dampf- und Luftdichtungen im Dach verbinden oder Fugen verschließen, durch die andernfalls Wärme entweichen könnte. Mit Hilfsmitteln wie diesen können wir im Holzbau selbst die hohen Anforderungen an die Luftdichtheit eines Passivhauses viel leichter erreichen als noch vor dreißig Jahren.

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Auf Wood Me Up teilen Zimmerei-Experten aus Baden-Württemberg ihre Expertise. In unserem Ratgeber zeigen wir Ihnen, wie vielseitig moderner Holzbau sein kann, beantworten Fragen rund um Dachdämmung und Sanierung – und selbstverständlich halten wir Sie auch in Sachen Fördermittel, Zertifizierungen und Vorgaben auf dem Laufenden.

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